Wieder ein Artikel von Martin Koessler aus Nürnberg, der absolut lesenswert ist und der von Sachkunde strotzt. Ich wünschte, es gäbe nur solche Weinhändler.
Gerade ging die weltgrößte
Bio-Messe in Nürnberg zu Ende, die Biofach. Zigtausende von Besuchern aus aller Welt informierten sich über Neue Produkte und neue Trends in Sachen »Bio«.
»Bio« ist salonfähig geworden, füllt zunehmend die Regale der deutschen Discounter und des Lebensmittelshandels und verzeichnet Wachstumsraten, von denen konventionelle Lebensmittel nur träumen
können. 20% soll der Bio-Produktionsanteil in wenigen Jahren betragen, so will es die Politik. Zukunftsmusik. Noch ist der Verbraucher in der Breite nicht bereit, die geforderten Preise zu bezahlen.
Doch es gilt als sicher, daß sich Verbraucher und Markt in den kommenden Jahren auch durch die Herausforderungen durch den Klimawandel verändern werden. Nachhaltiger produzierende,
umweltfreundlichere Landwirtschaft steht im Fokus, siehe das erfolgreiche Volksbegehren in Bayern »Rettet die Bienen«, das die Politik zum Handeln zwingt.
Bio im Wein ist auf dem Vormarsch, vor allem auch deshalb, weil immer mehr engagierte Spitzenwinzer auf ökologischen Anbau umstellen, um dem Klimawandel im Weinberg Paroli bieten zu können. Noch
dümpelt er weltweit um einen Marktanteil von 2,8 % herum, doch in Frankreich und Österreich beträgt er bereits fast 10%, Tendenz zweistellig wachsend pro Jahr. Das kalifornische Sonoma strebt an, bis
2019 zu 100% eine »certified sustainable wine growing region« zu sein. Das ist von Bio noch ein gutes Stück entfernt, doch die beteiligten Winzer verpflichten sich, einen Maßnahmen-Katalog von 138
Punkten zu erfüllen, der neben der Verwendung von Spritzmitteln und der Luft- und Wasserreinhaltung auch die Löhne der Mitarbeiter und Arbeit für die Gemeinde enthält. In Neuseeland beteiligen sich
sagenhafte 98% aller Winzer am »Sustainable Wine New Zealand«-Zertifizierungs-Programm, das von der Biodiversität über die Bodenbearbeitung bis zu Mitarbeitern, Luftreinhaltung und Verpackung viele
Dinge regelt, von denen wir hierzulande noch meilenweit entfernt sind.
Biowein könnte eines der elitärsten und wertigsten landwirtschaftliche Produkte sein, das dazu angetan ist, das Interesse am Boden, dem wichtigsten Gut, das die Menschheit besitzt und das wir als
»Dreck« nicht so würdigen, wie wir es tun sollten, zu wecken. Mit Zwiebeln oder Karotten Interesse am Boden und einer hochwertigen umweltschonenden Landwirtschaft zu wecken, scheint unmöglich. Mit
dem entsprechenden hochwertigen Wein könnte es gelingen. Wir kämpfen dafür, denn wir sind absolut überzeugt davon, daß ohne lebendigen, gesunden Boden Spitzenwein, wie wir ihn definieren, nicht zu
produzieren ist.
Februar 2019